Wöchentlicher C<3W Newsletter #27
by Der C3W Newsletter für IT Zeug, Datenschutz und Privatsphäre
Liebe Freund*innen und Angehörige des Wiener Chaos,
der Newsletter für die Woche vom 18.11.2019 bis 24.11.2019.
Inhalt:
- Uploadfilter in der EU: Print und Musik vs. Film
- TikTok, die Uhr schlägt Zensur
- Tag der offenen Ports bei Arztpraxis powered by Deutsche Telekom
- Amnesty veröffentlicht Report über die Surveillance-Giants Google,
Facebook und Co.
- The Iran Cables: 700-Seiten Leak Iranischer Geheimdienste
*** Uploadfilter in der EU: Print und Musik vs. Film ***
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Bei den Stakeholder-Gesprächen zur Copyright-Richtlinie der EU, stellt
sich doch glatt heraus, dass nicht alle Industrien dasselbe wollen:
Während Verlage und Musikindustrie anscheinend eher darauf bedacht sind,
die Möglichkeit der Uploadfilter als Druckmittel gegen Plattformen
einzusetzen, damit diese ihnen eine möglichst hohe Vergütung für die
Lizensierung bezahlen müssen, will die Filmindustrie ein Filternet wie
es im Buche steht -- da gibt's nämlich überhaupt kein Interesse an einer
breiten Lizensierung. Spannende Einblicke :)
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<https://fm4.orf.at/stories/2994444>
*** TikTok, die Uhr schlägt Zensur ***
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Das soziale Netzwerk TikTok ist in letzter Zeit schneller gewachsen als
alle anderen; die dazugehörige App wurde im letzten Jahr häufiger
installiert als alle anderen (wie vorinstallierte Apps da behandelt
werden, weiß ich nicht ;)). Es hat auch am schnellsten die
1-Milliarde-Nutzer*innengrenze gesprengt.
Wie alle anderen großen Plattformen, gibt es auch nie TikTok Moderation,
aber anders als die bisherigen Firmen, sitzt TikTok nicht in den USA,
sondern in China, was die Rahmenbedingungen doch erheblich verändert.
Netzpolitik.org hat sich angesehen, wie die Moderationsregeln von TikTok
aussehen und wie das Unternehmen mit Themen wie Tibet, dem Tiananmen
oder den aktuellen Protesten in Hongkong umgeht. Geholfen hat ihnen
dabei eine Quelle von TikTok selbst.
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<https://netzpolitik.org/2019/gute-laune-und-zensur/>
*** Tag der offenen Ports bei Arztpraxis powered by Deutsche Telekom ***
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Ein Bug in Routern, die die Deutsche Telekom bei Kund*innen einsetzt,
hat dazu geführt, dass wenn eins HTTPS-Traffic freischalten will, nicht
nur Port 443, sondern gleich Ports 440-449 geöffnet werden. Nachdem auf
Port 445 SMB läuft, kann da ja nix schiefgehen -- sofern der öffentliche
Zugang zu sämtlichen Daten die im internen Netzwerk über SMB geteilt
werden nix ist. Genau das ist in (mindestens) einer Gemeinschaftspraxis
in DE passiert und betraf Daten von etwa 30 000 Patient*innen. Richtig,
*richtig* böses Aua...
Immerhin war die Lücke bei der Telekom erst seit Mai 2019 bekannt und
der Patch dazu kam anscheinend immerhin schon im November 2019 raus --
der Kommentar des Sprechers der Telekom dazu: "Wenn Sie mich fragen,
warum es von Mai bis heute gedauert hat, einen solchen Patch anzubieten,
so kann ich Ihnen darauf keine Antwort geben. Das ist eindeutig ein
Fehler von uns, hier hätten wir schneller gemeinsam mit dem Hersteller
Bintec Elmeg agieren müssen." Joa, Selbsterkenntnis ist der erste Weg
zur Besserung oder so ^_^;
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<https://heise.de/-4590103>
*** Amnesty veröffentlicht Report über die Surveillance-Giants Google
und Facebook ***
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Amnesty hat sich das Business-Modell und die Geschäftspraktiken von
Google und Facebook angeschaut und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass
diese Menschenrechte bedrohen. Nun, nichts neues, ich hab den Report
(noch) nicht gelesen, aber schön, wenn auch Amnesty dazu was sagt :)
Und allen, die sich mit dem Thema intensiver und nicht nur in Bezug auf
Google und Facebook beschäftigen wollen, denen sei Shoshana Zuboffs "The
Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New
Frontier of Power" wärmstens empfohlen -- hab's gerade gelesen und bin
von der Gesamtanalyse sehr beeindruckt.
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<https://www.amnesty.org/en/documents/pol30/1404/2019/en/>
*** The Iran Cables: 700-Seiten Leak Iranischer Geheimdienste ***
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Ist zwar nicht von dieser Woche und nicht Netzpolitik/Tech-Krams, aber
sicher für die einen oder den anderen interessant: Der Intercept hat
Dokumente im Ausmaß von ~700 Seiten aus dem Fundus der iranischen
Geheimdienste bekommen. Über den Inhalt kann ich nichts sagen, da ich
absolut kein Experte auf dem Gebiet bin, aber mehr Transparenz bei
Geheimdiensten ist immer gut ;)
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<https://theintercept.com/series/iran-cables/>
LG,
dimir