Liebe Freund*innen und Angehörige des Wiener Chaos,

der dieswöchige Newsletter.

Inhalt:
- Polizeisoftware Viva: Bugs mit Todesfolge
- Spyware gegen Menschenrechtsaktivist*innen in Indien
- US "Cyber"budget favorisiert Angriff gegenüber Verteidigung
- Die Digitalisierung kommt auch in Schulen an
- Adbusting -- Wenn die Terrorabwehr sich der Satire annimmt
- Open Technology Fund soll für proprietäre Software verwendet werden

*** Polizeisoftware Viva: Bugs mit Todesfolge ***
verfasst von: dimir

Die Polizei in NRW setzt die Software Viva ein, die dabei helfen soll, Personen-Datensätze zusammenzuführen und das funktioniert - wer hätte das ahnen können - eher so mittel. Im konkreten Fall geht es um eine Person aus Syrien, die aufgrund einer falschen Zuordnung des Programms wochenlang unschuldig eingesperrt wurde und schließlich die eigene Zelle in Brand steckte und an den dort erlittenen Verletzungen kurz darauf starb.

Immerhin sagt ein dazu befragter Ex-Kommissar über die zuständige Sachbearbeiterin "Ich nehme an, sie hat eine falsche Entscheidung getroffen in der Absicht, das Richtige zu tun". Na dann ist ja alles gut, kein Problem, ist ja gottseidank nix passiert oder so, die Person hatte ja gute Absichten und es ist ja auch völlig abwegig zu erwarten, dass Leute, die mit Software arbeiten, sich Gedanken dazu machen, ob vorgeschlagenen Lösungen sinnvoll sind.
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https://heise.de/-4786037


*** Spyware gegen Menschenrechtsaktivist*innen in Indien ***
verfasst von: dimir

Amnesty International und Citizen Lab haben einen Bericht über "Cyber"-Angriffe auf indische Menschenrechtsaktivist*innen, die sich für die Rechte der Dalits (auch als "Unberührbare" oder "Kastenlose" bekannt) einsetzen, veröffentlicht.

Die Angriffe erfolgten via Phishing-Mails, die dann versuchten, kommerzielle Schadsoftware nachzuladen. Obwohl keine ausreichenden Indizien zu einer Bestimmung der Hinterpersonen gefunden wurden, weist der Umstand, dass einige der Opfer im gleichen Zeitraum auch mit Spyware von der NSO Group angegriffen wurden, die ihre Schadsoftware zumindest offiziell  nur an Regierungen verkauft, auf einen staatlichen Hintergrund hin.
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https://www.amnesty.org/en/latest/research/2020/06/india-human-rights-defenders-targeted-by-a-coordinated-spyware-operation/


*** US "Cyber"budget favorisiert Angriff gegenüber Verteidigung ***
verfasst von: dimir

Ja, ich weiß, ein Nein!!! Doch!!! ohhhh.. ist hier mehr als angebracht. Aber trotzdem finde ich es immer wieder schön, wenn sich mit den Zahlen der Leute, die behaupten, sie wollen so viel für die "Cyber"sicherheit der Bürger*innen tun, belegen lässt, dass sie mehr Geld in Offense als in Defense stecken. Naja, wahrscheinlich ist das nur deshalb so, weil sie ja diese ganze pöhse Kryptographie knacken müssen, um Terror, Chaos und den Antichrist zu verhinden.</sarcasm>
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https://www.schneier.com/blog/archives/2020/06/examining_the_u.html
https://www.lawfareblog.com/cyber-budget-shows-what-us-values%E2%80%94and-it-isnt-defense


*** Die Digitalisierung kommt auch in Schulen an  ***
verfasst von: qch3n

Nach dem sich wohl im Zuge der Pandemie gezeigt hat, dass das Österreichsiche Schulsystem nicht auf eine digitale Realität vorbereitet war, gibt es jetzt Bestrebungen das Thema Digitalisierung in Schulen endlich voran zu bringen. Neben einer Beschaffungsaktion von Endgeräten für Schüler:innen, einem "Gütesigel" für Lern-Content und dem oftmals versprochenem Breitbandausbau, wird sogar darüber geredet, dass auch im Lehrkörper Weiterbildung notwendig ist.

Noch offen sei, wie die Finanzierung der Geräte passieren soll. Hoffen wir mal, dass das nicht zu einer weiteren finanziellen Belastung für einkommensschwache Familien wird.

Auch interessant - Gerätetypen und Wartung dürfen sich die Schulen selbst aussuchen. Das heißt es könnte ja sogar eine nicht Microsoft Lösung herauskommen!
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https://orf.at/stories/3169874/


*** Adbusting -- Wenn die Terrorabwehr sich der Satire annimmt ***
verfasst von: dimir

Den Artikel kann ich schlicht nicht zusammenfassen, einfach lesen und unsicher irgendwo zwischen Staunen, Lachen und Empörung verweilen :D
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https://netzpolitik.org/2020/mit-geheimdienst-polizei-und-terrorabwehrzentrum-gegen-ein-paar-veraenderte-plakate/


***  Open Technology Fund soll für proprietäre Software verwendet werden  ***
verfasst von: dimir & qch3n

Der Open Technology Fund (OTF) ist eine US NPO, die für viele große Open Source Projekte wie beispielsweise Tor und Signal eine wichtige Geldquelle ist.

Nun hat ein Maneuver der Trump-Regierung dazu geführt, dass die bisherige Chefin sowie der Aufsichtsrat des OTF entlassen wurden und es besteht laut einigen Quellen  die Gefahr, dass das Geld des OTF nun in einige wenige closed-source Lösungen zur Umgehung von Zensur (ja, Sie lesen richtig eine "closed-source Lösung zur Umgehung von Zensur") umgeleitet werden soll.

Das sind die Momente in denen wir nicht weg schauen sollten, wenn wir uns wirklich für offene Technologieen einsetzen wollen. Und eigentlich wäre es mal an der Zeit das wir in Europa mehr Staatliche Unterstützung für Open Technology haben.
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https://www.ccc.de/de/updates/2020/support-otf
https://netzpolitik.org/2020/politischer-kahlschlag-trifft-open-technology-fund/
https://saveinternetfreedom.tech/


Liebe Grüße qch3n
für den C<3W Newsletter